Ratgeber

Zu pflegende Menschen, die auf Dauer oder über einen längeren Zeitraum das Bett nicht mehr selbstständig verlassen können oder anderweitig in ihrer körperlichen Beweglichkeit eingeschränkt sind, sind auf die Hilfe von Pflegekräften oder pflegenden Angehöriger angewiesen..




Als Dekubitus wird eine Gewebsschädigung bezeichnet, die durch länger anhaltenden Druck, eventuell unterstützt durch Scher- und Reibungskräfte, das Gewebe und/ oder die oberflächliche Haut verletzt. Druckschäden treten meistens an hervorstehenden Knochenstellen auf - sie können aber auch an Weichteilen des Körpers vorkommen, wenn ein entsprechender Druck (z.B. durch einen falsch liegenden Katheter) vorhanden ist.

 

Ein Dekubitalulcus entsteht aus den beiden Faktoren:
Druck x Zeit


Dabei ist vor allem die Zeit - also die Dauer der Druckeinwirkung - der entscheidende Faktor. Es kommt vor allem darauf an, die Immobilität des Betroffenen festzustellen und korrekt einzuschätzen. Dies ist nicht einfach, weil die Mobilität zahlreichen Faktoren unterliegt: Motivation des Betroffenen, Medikamente, Weichheit der Matratze, Schmerzen usw.

 

Gefährdet sind besonders die Menschen, die sich nicht bewegen können, sei es aus Gründen von Altersschwäche und Auszehrung, wegen Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Depressionen oder Medikamenteneinwirkung.

Sitzt oder liegt ein Mensch über gewisse Zeit in einer bestimmten Position, so können Druckstellen durch die Belastung des Sitzens oder Liegens entstehen. Ein gesunder Mensch nimmt diese Druckbelastung deutlich durch den hervorgerufenen Druckschmerz wahr und gleicht sie aus, indem er sich bewegt und damit seine Liege- bzw. Sitzposition verändert.

 

Punktelastische Matratzen helfen den Auflagedruck auf eine größere Fläche zu verteilen

Menschen, die aufgrund einer Krankheit in ihrer Beweglichkeit oder ihrer Wahrnehmung eingeschränkt sind, können diese Druckentlastung oft nicht eigenständig bzw. durch eigene Kraft herbeiführen. Die anhaltende Druckbelastung führt zu einer verminderten Durchblutung der Haut, weil die feinen blutführenden Gefäße der Haut zusammengedrückt werden. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, die Körper- und Nervenzellen der betroffenen Region sterben ab und letztlich entsteht ein Druckgeschwür.

 

Diese Schädigung ist umso schwerwiegender, je länger und stärker der Druck auf das Hautareal einwirkt (Druck- und Zeitfaktor). 

DURCH SCHERKRÄFTE UND REIBUNG

Die Haut besteht jeweils aus mehreren Hautschicht und verändert sich mit dem Älterwerden - wie wir alle wissen. Der Wassergehalt der Haut nimmt ab, sie wird trockener, verliert an Elastizität und wird damit auch verletzlicher.

 

Wirken Scherkräfte auf die Haut beim Umdrehen, Ziehen und Lagern von zupflegenden Menschen, können sich die Hautschichten gegeneinander verschieben oder sogar von einander trennen. Auf diese Weise wird die Blutzirkulation gestört und kann ein Dekubitus hervorgerufen werden.

 

Ebenso können Hautschäden und damit ein Dekubitus durch Reibung entstehen. Wie z. B. beim "Runterrutschen im Bett" oder auch durch ungeeignete Kleidung und Schuhe. Um Scherkräfte zu vermeiden, sollte der Zupflegende z.B. beim Betten nach Möglichkeit angehoben werden - evtl. auch mit Hilfe einer zweiten Pflegeperson.

STADIEN DES DEKUBITUS

 

Entstehung eines Dekubitus

Stadium I:
Umschriebene Rötung ohne Hautdefekt
Stadium II:
Oberflächlicher Hautdefekt eventuell mit Blasenbildung
Stadium III:
Hautschädigung mit Tiefenwirkung - Muskeln - Bänder - Sehnen
Stadium IV:
Nekrosen - blauschwarz, trocken - sezernierend; Gewebsuntergang (Geschwüre) bis in die tiefsten Schichten

Im IV. Stadium bilden sich im Wundbereich giftige Zerfallsprodukte, die über die Blut- und Lymphbahnen in andere Organe verschleppt werden und eine lebensbedrohliche Infektion auslösen können.

Gefährdet sind Menschen, die aufgrund einer Krankheit in ihrer Beweglichkeit und/oder ihrer Wahrnehmung beeinträchtigt sind, weil sie entweder den entstehenden Druckschmerz nicht wahrnehmen oder weil sie aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, ihre Sitz- bzw. Liegeposition zu verändern um für eine Druckentlastung zu sorgen.

 

Bei mit Menschen mit folgenden Leiden sollten immer Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe ergriffen werden:



  •  Lähmung (Hemiplegie)
  •  Schwere Erkrankungen mit schlechtem
     Allgemeinzustand
  •  Altersbedingter Kraftlosigkeit
  •  Bewusstseinstörungen
  •  Koma

Grundsätzlich kann sich ein Dekubitus an jeder Körperstelle entwickeln. Besonders gefährdet aber sind Körperstellen, die gewichtsbedingt einem starken Auflagedruck ausgesetzt sind oder die mit wenig Unterhautfettgewebe gepolstert sind.

Typische gefährdete Körperareale:

  •  Hinterkopf
  •  Schulterblätter
  •  Ellbogen
  •  Kreuzbein/Steißbein
  •  Fersen
  •  Rollhügel
  •  Knöchel

Ein Druckgeschwür kann besonders an Körperstellen entstehen, die mit wenig Unterhautfettgewebe gepolstert sind.

Die einzige wirksame Maßnahme einen Dekubitus zu verhindern, ist eine rechtzeitige Druckentlastung herbeizuführen durch Umlagern, Weichlagern, Freilagern und deren Kombinationen.

Dekubitusgefahr erkennen

Grundsätzlich gilt: Je bewegungsunfähiger ein Mensch ist, desto höher ist die Dekubitusgefahr. Zur Einschätzung des Risikos gibt es unterschiedliche spezielle Skalen.


Haut beobachten und pflegen

Die Haut ist mindestens einmal täglich auf Anzeichen einer beginnenden Druckschädigung zu untersuchen (weiße Flecken, gerötete Hautstellen). Dabei sind Kreuzbeinregion und Fersen besonders sorgfältig zu kontrollieren. Bei ersten Anzeichen sofort druckentlastende Maßnahmen durchführen oder intensivieren.

Empfehlenswert ist außerdem die Anwendung einer Hautpflege, die die Haut nicht austrocknet. Zusätzlich kann die Durchblutung durch leichte Massagen angeregt werden.

Für die Gesunderhaltung der Haut ist ebenso eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Druckentlastend lagern


Umlagern

Das Umlagern ersetzt gewissermaßen die fehlende oder mangelhafte Körperbewegung zur Druckentlastung. Normalerweise wird die Position von zu dekubitusgefährdeten Menschen etwa alle 2 Stunden verändert: Diese Zeitspanne kann die Haut bei mittlerer Druckeinwirkung unbeschadet überstehen.

Bei hoher Gefährdung kann es aber auch notwendig werden, den Zeitabstand zu verkürzen. Je nach Zustand des Zupflegenden gibt es andererseits auch die Möglichkeit, das Umlagerungsintervall mit einer zusätzlichen extremen Weichlagerung zu verlängern (z.B. für die kritische Nachtphase).


Weichlagern

Das Weichlagern erfolgt mit Hilfe von Spezialmatratzen, Auflagen und Kissen, in die der Patient gut einsinken kann. Dadurch wird der Auflagedruck des Körpers flächiger verteilt und eine Druckentlastung herbeigeführt.

Wichtig: Der Weichlagerungseffekt darf nicht durch zu straff gespannte Bettlaken oder harte Gummieinlagen eingeschränkt werden. Das Bettlaken sollte elastisch sein und sich faltenfrei anschmiegen. Bei Inkontinenz weiche Krankenunterlagen oder Inkontinenzslips verwenden.


Freilagern

Beim Freilagern werden besonders gefährdete Körperstellen, wie z.B. die Fersen, freischwebend gelagert und damit gänzlich vom Druck befreit. Auch für die Freilagerung stehen sicher zu handhabende Lagerungshilfen zur Verfügung.


Mobilisieren

Aktivierende Pflege als oberstes Ziel:

Bei jeder Umlagerung sollten die Gelenke des Kranken mindestens einmal durchbewegt werden. Dies fördert Kreislaufgeschehen und Durchblutung und verhindert die Versteifung der Gelenke. Versteifte Gelenke können spätere Rehabilitationsbemühungen unmöglich machen


VENENTHROMBOSE

Durch eine Ursachenkombination kann es zu einer Gerinnselbildung in den Blutgefäßen kommen. Auf einen erleichterten Rückfluss des Blutes in den Venen - besonders aus den Beinen hin zum Herzen - ist zu achten.


PNEUMONIE

Die gefürchtete Lungenentzündung kann durch eine gute Belüftung der Lungenanteile verhindert werden.


KONTRAKTUR

Oben wurde bereits die Bewegung der Gelenke angesprochen. Eine Versteifung der Gelenke ist zu vermeiden.


INTERTRIGO

Das Wundreiben entsteht, wenn Haut auf Haut sich gegeneinander verschiebt. Etwas zwischen die betroffenen Stellen zu legen, kann dies schon verhindern.